Restrukturierung und Sanierung durch Interim Management: Erfolgsfaktor in unternehmerischen Krisenzeiten

Restrukturierung und Sanierung durch Interim Management: Erfolgsfaktor in unternehmerischen Krisenzeiten

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder struktureller Veränderungen sind Unternehmen vermehrt mit erheblichen finanziellen und organisatorischen Herausforderungen konfrontiert. Wenn herkömmliche Methoden und interne Ressourcen an ihre Grenzen stoßen, gewinnt eine besondere Form des externen Managements an Bedeutung: das Interim Management. Insbesondere im Kontext von Restrukturierung und Sanierung zeigt sich der Mehrwert dieser flexiblen und hochqualifizierten Führungskräfte. Der folgende Fachbeitrag beleuchtet detailliert die Einsatzmöglichkeiten von Interim Managern in Krisensituationen, ergänzt relevante Aspekte und liefert praxisnahe Beispiele, die die theoretischen Überlegungen anschaulich untermauern.

1. Definition und Abgrenzung: Restrukturierung vs. Sanierung

Restrukturierung

Restrukturierung bezieht sich auf tiefgreifende Veränderungen in der Aufbau- und Ablauforganisation, in der Geschäftsstrategie oder der Finanzstruktur eines Unternehmens. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit langfristig wiederherzustellen oder zu steigern.

Sanierung

Sanierung ist ein enger gefasster Begriff, der vorrangig Maßnahmen zur Abwendung der Zahlungsunfähigkeit umfasst. Ziel ist hier die Wiederherstellung der finanziellen Gesundheit des Unternehmens – oft unter akutem Handlungsdruck.

Beide Prozesse überschneiden sich in der Praxis häufig, da organisatorische Veränderungen oft Hand in Hand mit finanziellen Maßnahmen gehen. Interim Manager spielen dabei eine zentrale Rolle.

2. Rolle des Interim Managers in Restrukturierung und Sanierung

Unvoreingenommenheit und Unabhängigkeit

Ein entscheidender Erfolgsfaktor bei der Beauftragung von Interim Managern ist ihre Unvoreingenommenheit. Sie kommen als Außenstehende ins Unternehmen, sind nicht in bestehende Machtstrukturen eingebunden und können dadurch objektiver agieren. Diese interpersonelle Unabhängigkeit erlaubt es ihnen, auch unpopuläre, aber notwendige Maßnahmen ohne Rücksicht auf persönliche Beziehungen oder historische Strukturen durchzusetzen.

Spezialisierte Erfahrung

Interim Manager, die sich auf Sanierungen spezialisiert haben, bringen umfangreiche Erfahrungen aus vergleichbaren Situationen mit. Sie kennen typische Fehler, wissen um branchenspezifische Herausforderungen und verfügen über bewährte Methoden zur Stabilisierung und Reorganisation von Unternehmen.

Schnelligkeit und Umsetzungsstärke

Zeit ist in Krisensituationen ein kritischer Faktor. Interim Manager zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, in kurzer Zeit die Situation zu analysieren, Prioritäten zu setzen und Maßnahmen umzusetzen – ohne langwierige Einarbeitungsphasen.

3. Typische Einsatzszenarien in der Praxis

Beispiel 1: Maschinenbauunternehmen mit drastischem Umsatzrückgang

Ein mittelständisches Maschinenbauunternehmen verzeichnete innerhalb eines Jahres einen Umsatzrückgang von 35 %. Ursache war ein starker Rückgang der Aufträge aus dem Ausland und eine ineffiziente Kostenstruktur. Die interne Geschäftsführung war überfordert und agierte zögerlich. Ein Interim Manager übernahm als CRO (Chief Restructuring Officer) die Verantwortung.

Maßnahmen:

  • Sofortige Liquiditätsanalyse und Einführung eines wöchentlichen Cash-Reportings
  • Reduktion der Gemeinkosten um 20 % durch Personalabbau und Prozessoptimierung
  • Neuverhandlung von Lieferantenkonditionen
  • Einführung eines Frühwarnsystems für Auftragseingänge
  • Entwicklung eines Zukunftsmarktkonzepts mit stärkerer Ausrichtung auf Digitalisierung
     

Ergebnis: Nach neun Monaten war das Unternehmen wieder stabilisiert und kehrte in die Gewinnzone zurück.

Beispiel 2: Sanierung eines Familienunternehmens in der Modebranche

Ein traditionsreiches Familienunternehmen war durch sinkende Margen, zunehmende Online-Konkurrenz und veraltete Geschäftsmodelle stark ins Wanken geraten. Ein externer Interim Manager wurde mit einem klaren Mandat für eine tiefgreifende Sanierung eingesetzt.

Maßnahmen:

  • Standortanalyse und Schließung unrentabler Filialen
  • Einführung eines E-Commerce-Kanals innerhalb von drei Monaten
  • Ablösung der zweiten Führungsebene, die den Wandel blockierte
  • Verkauf von nicht betriebsnotwendigen Immobilien zur Liquiditätsgewinnung
     

Ergebnis: Die Insolvenz konnte vermieden werden, das Unternehmen positionierte sich neu und ist heute digital stark aufgestellt.

4. Methoden und Instrumente im Sanierungsprozess

SWOT-Analyse

Zur Identifikation von Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken.

Liquiditätsplanung und -sicherung

Erstellung kurzfristiger Liquiditätspläne zur Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit. Einsatz von Maßnahmen wie Sale-and-Lease-Back, Factoring oder Tilgungsstreckung.

Kostensenkungsprogramme

Systematische Durchleuchtung aller Kostenblöcke: Personal, Material, Prozesse, IT.

Kommunikationsstrategie

Transparente und gezielte Kommunikation ist essenziell – gegenüber Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten und Banken. Interim Manager entwickeln dazu Kommunikationspläne und fungieren oft selbst als Sprachrohr des Managements.

Change Management

Veränderungsprozesse stoßen intern häufig auf Widerstand. Interim Manager setzen gezielt auf Change Management: Einbindung der Mitarbeitenden, Aufbau von Vertrauen und Etablierung neuer Strukturen.

5. Erfolgsfaktoren für Restrukturierungsprojekte

  1. Klare Zieldefinition: Was soll innerhalb welcher Zeit erreicht werden?
  2. Mandatsklarheit: Interim Manager benötigen einen klaren Auftrag mit Entscheidungskompetenz.
  3. Transparente Kommunikation: Intern wie extern.
  4. Monitoring und Controlling: Regelmäßige Erfolgskontrollen der eingeleiteten Maßnahmen.
  5. Einbindung der Stakeholder: Kunden, Banken, Gesellschafter, Mitarbeiter.
     

6. Herausforderungen und Risiken

Trotz vieler Vorteile bringt der Einsatz von Interim Management auch Herausforderungen mit sich:

  • Akzeptanz im Unternehmen: Besonders langjährige Mitarbeitende oder Betriebsräte begegnen externen Managern mit Skepsis.
  • Kostenfaktor: Interim Manager sind teuer – kurzfristig. Langfristig jedoch zahlt sich der Einsatz meist durch die Rettung oder Neuausrichtung des Unternehmens aus.
  • Zeitliche Begrenzung: Da Interim Manager auf Zeit arbeiten, ist der Know-how-Transfer zur internen Führung essenziell.
     

7. Branchenübergreifende Relevanz

Der Bedarf an Restrukturierung ist nicht auf bestimmte Branchen beschränkt. Ob Industrie, Handel, Dienstleistung oder Start-ups – überall dort, wo wirtschaftlicher Druck herrscht, kann ein erfahrener Interim Manager Stabilität schaffen. Besonders in zyklischen Branchen wie der Automobilindustrie, dem Einzelhandel oder der Energieversorgung ist schnelles Handeln durch externe Expertise gefragt.

8. Zukunftstrends im Bereich Sanierungsmanagement

Mit Blick auf die kommenden Jahre sind mehrere Entwicklungen absehbar:

  • Zunehmende Digitalisierung: Unternehmen benötigen auch in der Sanierung IT-Expertise.
  • Nachhaltigkeitsdruck: Umweltauflagen und ESG-Kriterien werden Teil der Sanierungsstrategie.
  • Fachkräftemangel: Auch in der Sanierung wird es schwieriger, qualifizierte Manager zu finden – hier bieten Interim Manager eine effiziente Lösung.
  • Verstärkter Fokus auf Prävention: Frühzeitige Krisenindikatoren erkennen und handeln, bevor akute Maßnahmen nötig sind.
     

Fazit

Restrukturierung und Sanierung sind keine kurzfristigen kosmetischen Maßnahmen, sondern tiefgreifende Eingriffe in das Unternehmensgefüge. Interim Manager leisten hierbei einen entscheidenden Beitrag: Sie bringen externe Expertise, Unabhängigkeit, Umsetzungsstärke und einen klaren Blick für das Wesentliche mit. Ihr Einsatz zahlt sich insbesondere dann aus, wenn schnelle und konsequente Entscheidungen notwendig sind, um ein Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei in der sorgfältigen Auswahl eines passenden Interim Managers, der nicht nur über die fachlichen Qualifikationen, sondern auch über das notwendige Fingerspitzengefühl verfügt. Nur so gelingt es, Unternehmen nicht nur zu retten – sondern auch für die Zukunft nachhaltig zu stärken.

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