In der heutigen Unternehmenslandschaft sind Veränderung, Umbrüche und Personalfluktuation zur Normalität geworden. Kaum ein Unternehmen bleibt dauerhaft von der Herausforderung verschont, dass eine Schlüsselperson das Unternehmen verlässt – sei es durch Kündigung, Ruhestand oder unerwartete Ausfälle. Gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), aber auch in Konzernen, können solche personellen Veränderungen nicht nur operative Lücken reißen, sondern sogar die gesamte Geschäftsentwicklung gefährden.
In diesen kritischen Phasen zeigt sich der immense strategische Wert des Interim Managements. Interim Manager bieten Unternehmen eine sofortige, qualifizierte Übergangslösung, die es erlaubt, in Ruhe und mit Sorgfalt eine dauerhafte Nachfolgeregelung zu finden. Sie stabilisieren, führen weiter, entwickeln Strukturen und übergeben schließlich geordnet an die neue Führungskraft.
Der Ausgangspunkt: Plötzliche oder geplante Veränderung in der Unternehmensführung
Immer wieder begegnen wir im Geschäftsalltag Situationen wie diesen:
- Eine Geschäftsführerin kündigt frühzeitig ihren Rückzug in den Ruhestand an.
- Ein technischer Leiter verlässt das Unternehmen überraschend wegen Differenzen mit dem Gesellschafter.
- Der Vertriebsleiter erkrankt langfristig und fällt unerwartet aus.
- Ein familiengeführtes Unternehmen sucht eine externe Nachfolge, weil innerhalb der Familie kein Interesse an der Weiterführung besteht.
In all diesen Fällen entsteht ein akuter Handlungsbedarf, der jedoch mit Bedacht und nicht unter Zeitdruck gelöst werden sollte. Genau hier bietet Interim Management eine entscheidende Brücke – zwischen dem Verlassen der bisherigen Führungskraft und der dauerhaften Neubesetzung.
Interim Manager als Überbrücker und Stabilitätsanker
Interim Manager sind erfahrene Fach- und Führungskräfte, die auf Zeit in eine Organisation eintreten, um eine konkrete Aufgabe oder Position zu übernehmen. Anders als klassische Berater oder Coaches arbeiten sie operativ im Unternehmen und übernehmen Verantwortung.
Im Kontext der Nachfolgeplanung übernehmen Interim Manager unter anderem folgende Rollen:
- Operative Führung auf Zeit: Sie sichern den laufenden Betrieb und führen Teams und Prozesse weiter.
- Überbrückung der Vakanz: Sie ermöglichen dem Unternehmen, ohne Druck und überhastete Entscheidungen eine passende Nachfolge zu suchen.
- Vorbereitung der Übergabe: Sie analysieren bestehende Strukturen, decken Schwächen auf und entwickeln Optimierungsvorschläge, damit der/die Nachfolger:in einen geordneten Einstieg hat.
- Onboarding und Begleitung der neuen Führungskraft: In manchen Fällen begleiten Interim Manager sogar noch eine kurze Zeit nach Übergabe, um das Onboarding der neuen Führung zu unterstützen.
Vorteile für das Unternehmen
- Zeitgewinn ohne Produktivitätsverlust: Die Suche nach einer Führungskraft auf C-Level kann sechs bis zwölf Monate in Anspruch nehmen. Interim Manager überbrücken diese Zeit effektiv.
- Objektivität und Frische: Interim Manager bringen neue Perspektiven und frischen Wind – ohne Betriebsblindheit oder politische Verflechtungen.
- Krisenfestigkeit: In schwierigen Übergangsphasen sichern sie Kontinuität, reduzieren Unsicherheit im Team und bewahren den Kundenkontakt.
- Vermeidung von Schnellschüssen: Die größte Gefahr in der Nachfolge ist eine vorschnelle Fehlbesetzung. Interim Management erlaubt einen qualitätsgesicherten Auswahlprozess.
Typische Einsatzszenarien aus der Praxis
Beispiel 1: Geschäftsführer-Ruhestand in einem Familienunternehmen
Ein traditionsreiches Familienunternehmen in dritter Generation steht vor dem Ruhestand des geschäftsführenden Inhabers. Der Sohn hat sich gegen die Unternehmensnachfolge entschieden. Die Suche nach einem externen Geschäftsführer gestaltet sich langwieriger als geplant. Ein Interim Manager übernimmt für neun Monate die Führung, stabilisiert das Unternehmen, strukturiert das Berichtswesen neu und bereitet das Unternehmen für eine externe Übernahme vor. Die Nachfolgelösung kann nach intensiver Suche umgesetzt werden – das Unternehmen bleibt erfolgreich in Familienbesitz, unter neuer operativer Leitung.
Beispiel 2: Plötzlicher Weggang des Vertriebsleiters in einem mittelständischen Maschinenbauer
Ein international aktiver Maschinenbauer verliert unerwartet seinen Vertriebsleiter. Die Position ist zentral, da sie die Schnittstelle zu Schlüsselkunden darstellt. Ein Interim Manager übernimmt die Position für sechs Monate, führt laufende Verkaufsverhandlungen zu Ende, analysiert das Vertriebscontrolling und reorganisiert die Angebotsprozesse. Die spätere interne Nachfolge kann gezielt vorbereitet werden, das Team wird professionell übergeben.
Beispiel 3: Führungswechsel nach Private-Equity-Einstieg
Ein Private-Equity-Investor steigt in ein wachstumsstarkes Start-up ein. Die Gründergeschäftsführung soll nach einer Übergangszeit ersetzt werden. Der Interim Manager übernimmt die Rolle als überbrückender CEO, setzt erste Maßnahmen zur Professionalisierung um, gestaltet KPI-Systeme und führt die Suche nach einem passenden Wachstums-CEO. Nach 8 Monaten übergibt er die Geschäfte strukturiert an die neue operative Leitung.
Nachfolge ist mehr als Personalersatz: Strategische Bedeutung erkennen
Ein häufiger Fehler in Unternehmen ist es, Nachfolgeplanung als rein personalwirtschaftliche Aufgabe zu betrachten. In Wahrheit handelt es sich um eine strategische Führungsaufgabe mit weitreichenden Implikationen:
- Kulturwandel: Jeder Führungswechsel bringt auch kulturelle Veränderungen. Interim Manager können helfen, diese Übergänge bewusst zu moderieren.
- Know-how-Sicherung: Gerade bei langjährigen Mitarbeitenden besteht die Gefahr von Wissensverlust. Übergangsmanager können systematisch Know-how dokumentieren und sichern.
- Change-Management: Die Phase zwischen Abgang und Neubesetzung ist besonders anfällig für Verunsicherung. Professionelles Interim Management ist auch immer ein Beitrag zu Change-Kommunikation und Mitarbeiterbindung.
Best Practices für Unternehmen in der Nachfolgeplanung
- Frühzeitig planen: Nachfolge sollte nicht erst bei Kündigung oder Ruhestand thematisiert werden. Eine strukturierte Planung kann Jahre im Voraus begonnen werden.
- Externe Unterstützung einplanen: Interim Manager sollten als fester Bestandteil in der Nachfolgeplanung gedacht werden – nicht als Notlösung.
- Übergaben professionell gestalten: Strukturierte Übergabeprozesse, Übergabeprotokolle und gemeinsame Projektphasen sichern den nachhaltigen Erfolg.
- Kommunikation im Fokus: Intern und extern muss die Übergangszeit gut kommuniziert werden, um Vertrauen zu schaffen.
Kritische Erfolgsfaktoren bei Interim-Einsätzen im Nachfolgekontext
- Passgenaue Auswahl: Der Interim Manager muss zur Unternehmenskultur, zur Branche und zur Aufgabe passen.
- Klare Zieldefinition: Die Aufgaben und Ziele des Interim-Einsatzes müssen von Anfang an definiert und regelmäßig überprüft werden.
- Offene Zusammenarbeit mit Belegschaft: Interim Manager sollten transparent kommunizieren, um Akzeptanz im Team zu gewinnen.
- Fokus auf Übergabe: Der Einsatz endet idealerweise mit einer nahtlosen und geordneten Übergabe – dies ist die eigentliche Qualität eines guten Interim Mandats.
Fazit: Übergänge professionell gestalten – mit Weitblick und Ruhe
Interim Management ist längst kein Notnagel mehr, sondern ein fester Bestandteil strategischer Unternehmensführung. Gerade in der Nachfolgeplanung und im Übergangsmanagement bietet es Unternehmen wertvolle Zeit, Expertise und Handlungssicherheit.
In einer Zeit, in der Fach- und Führungskräfte immer schwieriger zu gewinnen sind, in der Unternehmen agiler und resilienter auf Veränderungen reagieren müssen, ist der Einsatz erfahrener Interim Manager eine kluge Investition in Stabilität, Kontinuität und Zukunftssicherheit.
Ob in der Führungsebene, in Schlüsselpositionen im Vertrieb oder in technischen Bereichen – Interim Management ist heute ein unverzichtbares Instrument in der Nachfolgesicherung. Unternehmen, die diesen Weg bewusst gehen, stärken nicht nur ihre operative Leistungsfähigkeit, sondern auch das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden, Kunden und Investoren.
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