In wirtschaftlich angespannten Zeiten, bei tiefgreifenden Veränderungen oder plötzlich auftretenden Herausforderungen benötigen Unternehmen flexible und sofort einsetzbare Führungskompetenz. Interim Management hat sich als effektives Instrument etabliert, um genau diese Lücke zu füllen. Besonders im Bereich Krisenmanagement und Restrukturierung spielt die Einbindung erfahrener Interim Manager eine entscheidende Rolle – und nirgendwo zeigt sich ihr Nutzen deutlicher als in der Finanzabteilung, dem strategischen Zentrum eines Unternehmens.
Warum die Finanzabteilung im Fokus steht
Die Finanzabteilung ist das Herzstück eines Unternehmens. Hier laufen alle Zahlen zusammen, werden Investitionsentscheidungen vorbereitet, Liquiditätsflüsse überwacht und die Einhaltung regulatorischer Anforderungen sichergestellt. In Krisenzeiten ist sie nicht nur Informationsdrehscheibe, sondern auch Steuerzentrale für das unternehmerische Handeln. Daher ist eine temporäre Verstärkung durch externe Expertise in dieser Abteilung besonders wirkungsvoll.
Krisenmanagement – wenn sofortiges Handeln gefragt ist
Eine Krise kann vielfältige Ursachen haben: Umsatzrückgänge, Liquiditätsengpässe, Managementversagen, Marktveränderungen oder externe Schocks wie Pandemien oder geopolitische Verwerfungen. In solchen Situationen muss ein Unternehmen schnell, effizient und konsequent handeln.
Die Rolle des Interim Managers in der Krise
Ein Interim Manager bringt nicht nur Fachwissen, sondern auch die nötige emotionale Distanz mit. In der Krise ist dies ein klarer Vorteil: Während interne Führungskräfte oft persönlich betroffen sind oder politisch agieren müssen, kann der Interim Manager sachlich, lösungsorientiert und neutral vorgehen. Seine Aufgaben in der Finanzabteilung umfassen dabei typischerweise:
- Übernahme der Rolle als CFO oder Finanzdirektor: Sofortige Führungsverantwortung ohne Einarbeitungszeit.
- Sicherung der Liquidität: Erstellung von Liquiditätsplänen, Einführung eines Cash-Managements, Verhandlungen mit Banken.
- Kostenanalyse und Einsparpotenziale: Identifikation von nicht-strategischen Ausgaben, Durchführung von Kostenstellenaudits.
- Transparenz schaffen: Einführung von Dashboards und KPIs, Verbesserung der internen und externen Berichterstattung.
Praxisbeispiel 1: Liquiditätskrise in einem mittelständischen Maschinenbauer
Ein Maschinenbauunternehmen mit rund 400 Mitarbeitenden kämpfte aufgrund gestiegener Rohstoffpreise und rückläufiger Aufträge mit einer drastischen Liquiditätskrise. Der Interim CFO wurde innerhalb weniger Tage eingesetzt. Nach einer kurzfristigen Analyse implementierte er ein wöchentliches Liquiditäts-Reporting, stoppte nicht-strategische Investitionen und vereinbarte mit Lieferanten verlängerte Zahlungsziele. Gleichzeitig führte er ein zentrales Freigabesystem für Ausgaben ein. Innerhalb von drei Monaten war das Unternehmen wieder zahlungsfähig und konnte neue Finanzierungsrunden erfolgreich abschließen.
Restrukturierung – langfristige Stabilisierung und Neuausrichtung
Nicht jede Krise endet mit der akuten Gefahrenlage. Oft sind strukturelle Probleme die Ursache: ineffiziente Prozesse, zu hohe Fixkosten, mangelhafte Steuerung. Hier setzt Restrukturierung an – ein Prozess, der sowohl operative als auch finanzielle Aspekte umfasst und oft Monate oder sogar Jahre dauert.
Interim Manager als Architekten des Wandels
Restrukturierung erfordert fundierte Erfahrung in der Neuordnung von Unternehmen – sowohl auf der Kosten- als auch auf der Erlösseite. Interim Manager unterstützen dabei u.a. in folgenden Bereichen:
- Budgetplanung und Szenario-Analyse: Realistische Planung unter Berücksichtigung verschiedener Krisenszenarien.
- Optimierung der finanziellen Leistungsfähigkeit: Einführung eines Performance-Controllings, KPI-basiertes Management.
- Reorganisation der Finanzabteilung: Einführung schlanker Prozesse, Digitalisierung von Abläufen, Neuausrichtung der Rollenverteilung.
- Steuerliche Optimierung und Compliance: Absicherung gegenüber regulatorischen Anforderungen und Effizienzsteigerung bei Steuerprozessen.
Praxisbeispiel 2: Finanzielle Schieflage nach Zukäufen
Ein wachstumsorientiertes IT-Unternehmen hatte mehrere kleinere Firmen übernommen, ohne die Integrationsprozesse sauber durchzuführen. Die Folge: chaotische Buchhaltung, doppelte Systeme, keine konsolidierten Finanzdaten. Ein Interim Manager übernahm das Steuer als Finanzchef. Er etablierte eine einheitliche Struktur für die Buchführung, implementierte ein zentrales ERP-System, und sorgte durch einheitliche Reporting-Strukturen für Klarheit. Nach einem halben Jahr war die Holding erstmals in der Lage, einen konsolidierten Monatsabschluss innerhalb von zehn Tagen nach Monatsende zu präsentieren – eine Grundlage für nachhaltige Steuerung und Finanzierungsgespräche mit Investoren.
Interim Management bringt Wissenstransfer – nicht nur Lösung auf Zeit
Ein wesentlicher Vorteil von Interim Managern ist nicht nur ihre Umsetzungskraft, sondern auch der Wissenstransfer an die interne Organisation. Gute Interim Manager arbeiten eng mit den Mitarbeitenden zusammen, schulen und befähigen diese und hinterlassen nicht nur ein saniertes Unternehmen, sondern auch eine weiterentwickelte Finanzorganisation.
Praxisbeispiel 3: Coaching und Teamentwicklung
In einem mittelständischen Handelsunternehmen war die Finanzleitung durch Krankheit über Monate unbesetzt. Der eingesetzte Interim Manager strukturierte nicht nur Prozesse neu, sondern erkannte auch Schulungsbedarf im Team. Er führte wöchentliche Coaching-Sessions ein, schulte Mitarbeitende in Budgetplanung, Controlling-Tools und steuerlichen Grundlagen. Nach sechs Monaten konnte die Abteilung stabil und leistungsfähig an eine neue interne Leitung übergeben werden.
Steuerliche und regulatorische Aspekte: Interim Manager als Compliance-Garanten
Gerade in Restrukturierungssituationen ist die Gefahr hoch, dass regulatorische Anforderungen übersehen werden – z.B. Meldefristen beim Finanzamt, Vorschriften zur Zahlungsfähigkeit nach §64 GmbHG oder auch Anforderungen an die Dokumentation im Insolvenzfall. Interim Manager mit rechtlich fundiertem Hintergrund erkennen diese Risiken frühzeitig und handeln präventiv. Ihre Aufgaben umfassen:
- Sicherstellung der steuerlichen Compliance: Korrekte Umsatzsteuer- und Körperschaftssteuerveranlagung.
- Dokumentationspflichten im Krisenfall: Lückenlose Nachverfolgung von Entscheidungsprozessen.
- Einführung von Kontrollsystemen: Umsetzung von GoBD-konformen Abläufen und internen Kontrollsystemen (IKS).
Was Unternehmen bei der Auswahl beachten sollten
Nicht jeder Interim Manager ist für jede Situation geeignet. Unternehmen sollten bei der Auswahl folgende Kriterien berücksichtigen:
- Branchenerfahrung: Kenntnis der spezifischen Marktmechanismen.
- Veränderungskompetenz: Erfahrung mit Turnaround-Prozessen.
- Methodenwissen: Kenntnisse in Lean Finance, Prozessmanagement, Restrukturierungsrecht.
- Soziale Kompetenz: Fähigkeit zur Mitarbeitermotivation in schwierigen Zeiten.
Eine saubere Vertragsgestaltung, transparente Zieldefinition und eine intensive Einarbeitung ins Unternehmen sind entscheidend für den Projekterfolg.
Fazit: Strategischer Mehrwert durch erfahrene Führung auf Zeit
Gerade im Bereich Krisenmanagement und Restrukturierung in der Finanzabteilung bieten Interim Manager einen hohen strategischen Mehrwert. Sie ermöglichen nicht nur die Stabilisierung und Neuaufstellung der Finanzfunktionen, sondern schaffen durch ihr strukturiertes Vorgehen die Voraussetzungen für nachhaltiges Wachstum und Erneuerung. Ihre Stärke liegt in der Verbindung aus Erfahrung, Unabhängigkeit und Umsetzungsstärke.
Ob als kurzfristiger Retter in der Liquiditätskrise oder als langfristiger Wegbereiter für eine restrukturierte Finanzabteilung – Interim Management ist kein Notnagel, sondern ein echter Hebel für Transformation.
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