Ausbildung, Fortbildung und Weiterbildung – Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Es kursieren viele verschiedene Meinungen darüber, was Ausbildung, Fortbildung und Weiterbildung bedeutet und welche Unterschiede es gibt. Hier erhältst du eine Erklärung und wertvolle Tipps, was in deiner persönlichen Situation am sinnvollsten ist.

Die Berufsausbildung in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist jeweils staatlich geregelt, es sind anerkannte Lehrberufe definiert, die Ausbildung findet meist in einem dualen System aus betrieblicher Bildung und Berufsschule statt. Unter Fortbildungen werden in Deutschland überwiegend dem beruflichen Aufstieg dienende Bildungsgänge wie Fachwirt, oder Techniker verstanden. Weiterbildungen dagegen umfassen im weitesten Sinn unterschiedliche Lehrgänge und Bildungsangebote, die dazu dienen, individuelle Kompetenzen, Know-how und weitere berufsbezogene Skills aufzubauen und zu erweitern.

Je nach Land, also Deutschland, Österreich oder die Schweiz, gibt es gewisse Unterschiede, was die entsprechenden gesetzlichen Vorschriften anbelangt. Darauf werden wir weiter unten noch zu sprechen kommen.

Exkurs: Daneben gibt es noch die sogenannte Umschulung. Dabei handelt es sich um eine weitere Ausbildung in einem staatlich anerkannten Beruf, wenn die ursprüngliche Berufsausbildung nicht (mehr) geeignet ist, die aktive Berufsausübung weiterzuführen oder wieder aufzunehmen. Eine Umschulung wird bei bestimmten Voraussetzungen staatlich gefördert, um die betroffene Person dem Arbeitsmarkt wieder zuzuführen oder eine drohende Dauerarbeitslosigkeit zu verhindern.

Die Gründe für eine notwendig werdende Umschulung können im Ursprungsberuf selbst liegen, wenn etwa die Nachfrage der Wirtschaft für Arbeit in diesem Beruf signifikant sinkt. Das kann durch Betriebsschließungen regional bedingt sein, oder aber der Ausbildungsberuf an sich wird nicht mehr gebraucht.

Ebenso können die Gründe individuell in der Person und den Umständen liegen und sind hier sehr vielfältig. Gesundheitsaspekte stehen dabei weit im Vordergrund, denn häufig kommt es vor, dass ein Beruf zum Beispiel körperlich oder mental nicht mehr ausgeübt werden kann.

Typisches Beispiel dafür ist etwa beim Friseur-Beruf eine sich im Lauf der Zeit entwickelte Allergie gegen Chemikalien, die oft verwendet werden, wie Bleichmittel, Färbungen usw. Ein anderes Beispiel ist ein aufgetretener Bandscheibenvorfall mit in der Folge dauernden Schäden bei Lageristen, die schwere Gegenstände und Kisten heben und tragen müssen. Ein mentaler Grund könnte zum Beispiel auftreten, wenn ein Rettungssanitäter der für diesen Beruf typischen ständig auftretenden psychischen Belastung nicht mehr gewachsen ist und damit verbunden ernsthafte und andauernde psychische Einschränkungen mit Krankheitswert davonträgt.

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Ausbildung

Die berufliche Ausbildung schließt an die allgemeinbildende Schulbildung an. Akademische Ausbildungen werden an Hochschulen und Universitäten absolviert, während Ausbildungen, die zu einem anerkannten Lehrberuf führen, in den genannten drei Ländern in einem dualen System aus betrieblicher Bildung und Berufsschule stattfinden.

Das duale System hat sich als Berufsbildungsform im deutschsprachigen Raum etabliert und gilt als die effektivste Form der beruflichen Ausbildung unterhalb des akademischen Niveaus. Der oder die Auszubildende verbringt den größten Teil ihrer Ausbildung im betrieblichen Bereich und durchläuft dort normalerweise alle relevanten Bereiche und Abteilungen. In ungefähr einem Fünftel der gesamten Arbeitszeit findet schulischer Unterricht in der entsprechenden Berufsschule statt.

Im Allgemeinen dauern die beruflichen Ausbildungen in Lehrberufen zwischen 2 und 4 Jahren. Sie enden mit einer offiziellen Prüfung, die als Nachweis der Qualifikation dient und sicherstellt das bestimmte Kompetenzen beherrscht werden.

Dieses System ist so erfolgreich, weil auf der einen Seite die praktischen Aspekte den Hauptpart bilden, während auf der anderen Seite die Theorie nicht zu kurz kommt. Sichergestellt ist dann eben auch dass bestimmte Standards eingehalten werden, damit die Ausbildung im jeweiligen Land und Beruf vergleichbar ist.

Häufig werden Auszubildende nach ihrer Lehre im Lehrbetrieb übernommen. Der Betrieb kennt bereits diese Person, ihre Stärken und Schwächen, sowie auch ihre Vorlieben. Dadurch ist es sehr einfach diese Person in den normalen Arbeitsablauf zu integrieren.

Werden Auszubildende nach ihrer Lehre nicht im Ausbildungsbetrieb übernommen, stehen sie dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Das System stellt sicher, dass die Qualifikationen dieser Menschen verhältnismäßig leicht vergleichbar sind. Dadurch fällt es neuen Unternehmen leicht, in der Vorauswahl zu entscheiden, wer sich möglicherweise für eine offene Stelle im eigenen Unternehmen eignet. Das erleichtert das Recruiting.

Das System der beruflichen Ausbildung ist so konzipiert, das unmittelbar nach Besuch einer allgemeinbildenden Schule die Lehre folgt. In früheren Zeiten war es völlig normal, dass wenn der Beruf einmal gewählt und eine Ausbildung begonnen wurde, wer bis zur Berentung der Person sich nicht änderte. In heutiger Zeit sind solche geradlinigen Karrieren nur noch in Ausnahmen anzutreffen.

Durch Veränderungen in der Wirtschaft, wie Digitalisierung, Internationalisierung, Veränderungen und Umbrüche, bleibt den meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern keine andere Wahl, als häufig mehr als einmal in ihrem Leben eine Berufsausbildung zu absolvieren. Wenn diese Notwendigkeit eintritt, dann sprechen wir bei der zweiten Ausbildung von einer Umschulung. Darüber haben wir weiter vorne schon geschrieben.

Die genannten Veränderungen und Umbrüche in der Wirtschaft machen es erforderlich, das neben einem Abschluss in einem Beruf, egal ob akademisch oder nicht, immer wieder und in immer kürzeren Abständen Neues hinzugelernt werden muss. Dies passiert im Normalfall in einer beruflichen Weiterbildung oder, wenn es um einen generellen Aufstieg geht, gegebenenfalls auch in einer Fortbildung.

Fortbildung

Fortbildung, wie sie in Deutschland verstanden wird, setzt eine abgeschlossene Ausbildung voraus. Je nach Ursprungsberuf und der angestrebten Fortbildung bilden einige Jahre Berufserfahrung im Ausbildungsberuf eine weitere Voraussetzung.

Fortbildung dient normalerweise der Karriere bzw. einem beruflichen Aufstieg. Es handelt sich dabei z.b. um Meisterausbildungen, um Fortbildungen zum Fachwirt bzw. Fachwirtin, um Technikerausbildungen und so weiter. Absolventen solcher Fortbildungen werden in höherwertigen Positionen eingesetzt.

Es gibt eine Reihe verschiedener Fortbildungsformate, die sich im Laufe der Zeit etabliert haben. Neben Fortbildungen in Vollzeit werden viele Fortbildungen auch in Teilzeit beziehungsweise berufsbegleitend absolviert.

Bei der beruflichen Fortbildung geht es immer um eine grundsätzliche Höherqualifizierung des Teilnehmers beziehungsweise der Teilnehmerin. Um dies zu erreichen, dauern Fortbildungen meist länger als ein halbes Jahr und können bis zu zwei Jahren Zeit brauchen.

Grundsätzlich sind Fortbildungen staatlich reglementiert und führen zu einem entsprechenden staatlich anerkannten hochwertigen Abschluss. Das Niveau dieser Abschlüsse entspricht in den meisten Fällen einer akademischen Bachelor-Ausbildung einer Hochschule.

Besonders gut eignen sich Fortbildungen für Menschen, deren schulische Ausbildung entweder nicht zum Abitur geführt hat, sie jedoch ein höheres Berufsniveau anstreben, oder für Menschen, die bei bestehendem Abitur zunächst auf eine Berufsausbildung in einem Lehrberuf gesetzt haben und nach ihrer Ausbildung zunächst auf ein Studium verzichten.

Weiterbildung

Bei der Weiterbildung im beruflichen Bereich werden in der Regel einzelne Skills oder Skill Sets vermittelt. Es handelt sich also nicht um ganze Ausbildungen in bestimmten Berufen oder Fortbildungen, die zu einem höheren Abschluss führen.

Vielmehr geht es hier darum, dass Mitarbeitende in einem ausgeübten Beruf auf dem Laufenden bleiben oder zusätzliche Kenntnisse erwerben. Das Kompetenzprofil Einzelner soll an die konkreten Bedarfe der Unternehmen angepasst werden. Betroffene Mitarbeiter bilden sich in den Bereichen weiter, bei denen im Unternehmen nicht oder nicht ausreichend Know-how vorhanden ist. In der Regel werden dabei die Mitarbeitenden mit den entsprechenden Maßnahmen weitergebildet, die mit diesen Themen unmittelbar zu tun haben.

In der modernen Wirtschaft, die von Strukturwandel bis hin zu disruptiven Umbrüchen geprägt ist, hat diese Form der Bildung eine überragende Relevanz gewonnen. Situationsbedingt können wir in fast allen Berufsbildern einen ständigen Bedarf an Weiterbildung beobachten.

Die Initiative zur beruflichen Weiterbildung kann sowohl von einzelnen Personen kommen als auch von Vorgesetzten von Mitarbeitenden oder den für die Personalentwicklung in den Unternehmen Verantwortlichen. Oft kommt es vor, das einzelne Mitarbeitende mit Situationen oder Aufgaben konfrontiert sind, bei denen sie erkennen, dass ihnen zur Erfüllung dessen Skills oder Ressourcen fehlen. Sie erkennen also den Weiterbildungsbedarf selbst.

In vielen Fällen passiert es auch, dass den Mitarbeitenden vorgesetzte Personen eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Skillset von Mitarbeitenden erkennen und so den Weiterbildungsbedarf feststellen. In vielen Unternehmen wird unabhängig von der Herkunft der Initiative der Bedarf an Weiterbildung und der Abteilung für Personalentwicklung mitgeteilt, die sich dann um ihre Organisation kümmert. Es kommt auch vor, dass Weiterbildungswünsche einzelner von ihnen selbst organisiert und bezahlt werden.

Und wir unterscheiden bei der beruflichen Weiterbildung die formale Weiterbildung, die nicht formale Weiterbildung und die informelle Weiterbildung. Bei der formalen Weiterbildung gibt es Überschneidungen mit der hier weiter oben dargestellten Fortbildung. Die formale Weiterbildung ist an die Regeln und Vorschriften der jeweiligen Bildung gebunden. Nicht formale Weiterbildungen sind an keinen offiziellen Qualifikationsrahmen gebunden. Informelle Weiterbildung hingegen erfolgt während des Arbeitens im Alltag beziehungsweise durch Erfahrung.

Sinn der Bildung im beruflichen Bereich

Die allgemeinbildenden Schulen, die alle Kinder und Jugendliche besuchen, bilden eine gewisse Grundlage für das spätere Leben dieser Menschen. Das dort Gelernte reicht jedoch nicht aus, um einen Beruf ausüben zu können. Daher sind weitere, berufsbezogene Bildungen als Grundlage des Arbeitserwerbs notwendig.

Die Basis der beruflichen Bildung ist durch ein formales System von Berufsausbildungen gekennzeichnet. Die vielen nichtakademischen Ausbildungen erfolgen meistens in Betrieben und werden durch den Besuch von Berufsschulen ergänzt. Bei verschiedenen Berufen erfolgt die Ausbildung in Berufsfachschulen. Die Ausbildung in akademischen Berufen erfolgt während eines Studiums auf einer Hochschule oder Universität.

Der Sinn dieser beruflichen Grundbildung liegt darin, Kenntnisse, Fertigkeiten, Fähigkeiten und weitere Skills zu vermitteln, die in dem angestrebten Beruf als notwendig erachtet werden. Das ist für die Auszubildenden und die Wirtschaft gleichermaßen von entscheidender Bedeutung.

Auf der einen Seite können sich die Auszubildenden darauf verlassen, dass sie alle zur Ausübung des Berufs relevante Fakten, Informationen und Skills lernen. Auf der anderen Seite ist sichergestellt, dass Unternehmen nach der Ausbildung ein einheitliches und ausreichendes Wissen und Know-how der Bewerber und Bewerberinnen vorfinden. Sie können dann bei der Besetzung offener oder neuer Stellen die richtigen Kandidaten finden.

Im Verlauf des Arbeitslebens werden weitere Ressourcen und Skills benötigt, die dann durch Fortbildungen und Weiterbildungen vermittelt werden. So bleiben und die Mitarbeitenden auf dem Laufenden und lernen dazu, während Unternehmen damit auf den jeweiligen Bedarf an Skills reagieren und bereits vorhandene Mitarbeitende voranbringen.

Die richtige Wahl treffen

Häufig stellt sich den Menschen die Frage, welche Bildung für sie im beruflichen Bereich die Richtige ist. In 90% der Fälle ist die Beantwortung dieser Frage relativ einfach. Nach der allgemeinbildenden Schule sollte zunächst eine formale Berufsausbildung absolviert werden. Im Anschluss daran können sich diese Personen situativ weiterbilden. In verschiedenen Fällen ist nach einigen Jahren beruflicher Erfahrung eine Fortbildung möglich, die eine grundsätzliche Höherqualifizierung zur Folge hat.

Die Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten, wenn es darum geht, ob eine grundsätzliche Höherqualifizierung angebracht ist oder möglicherweise es ausreicht, wenn zusätzliche Kenntnisse mit Weiterbildungen erworben werden können. Um hier eine gute Entscheidung zu treffen, müssen unbedingt die individuellen Bildungsmotive und berufliche Situationen eingebunden werden. Daher ist es notwendig, solche Entscheidungen in jedem einzelnen Fall neu zu treffen.

Personen, die sich schwer tun, selbst eine solche Entscheidung zu treffen, sollten sich auf jeden Fall beraten lassen. Falsche Entscheidungen in diesem Bereich können unter Umständen weitreichende Folgen haben, die sich auf die Karrieren und Lebensverläufe der Menschen stark auswirken können.

Bildung allgemein und berufliche Weiterbildung wirken sich auf keinen Fall negativ aus. in heutiger Zeit ist sogenanntes »lebenslanges Lernen« unabdingbar, um im Berufsleben bestehen zu können. Die Frage, ob es Sinn macht, Neues zu lernen und die eigenen Skills zu erweitern, ist auf jeden Fall mit einem Ja zu beantworten. Wer nicht abgehängt werden möchte, hat zum lebenslangen Lernen keine Alternative.

Es ist also nie die Frage nach dem »Ob«, sondern höchstens
nach dem »Wie«, »Was« und »wie intensiv«.

Diese Fragen müssen je nach Kontext und Situation individuell beantwortet werden.

 

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