Berufliche Weiterbildung in einer VUCA-getriebenen Welt

»Warum ist überhaupt Fort- und Weiterbildung für Unternehmen wichtig? Die Arbeitnehmer wollen anschließend mehr Gehalt!« Das war die Frage eines Unternehmers. Ein anderer fragte: »Warum wird berufliche Weiterbildung immer wichtiger?«

Berufliche Weiterbildung wird für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleichermaßen immer wichtiger, weil wir immer schneller auf Veränderungen reagieren müssen und gleichzeitig vor der Aufgabe stehen, auch in Zukunft innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben. Vor dem Hintergrund der modernen sogenannten VUCA-Welt zählt permanente berufliche Weiterbildung zu den wichtigsten betrieblichen und persönlichen Instrumenten, der Situation angemessen zu begegnen.

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Mit VUCA werden Merkmale der modernen Welt beschrieben: »volatility« (Volatilität, Flüchtigkeit), »uncertainty« (Unsicherheit), »complexity« (Komplexität) und »ambiguity« (Mehrdeutigkeit). Dies sind heute die prägenden Faktoren der Wirtschaft und Gesellschaft.

Diese Merkmale, die zu Beunruhigung und Stress Einzelner sowie zu Labilität und Scheitern von Unternehmen führen können, werden im Wesentlichen von Globalisierung, Digitalisierung und Veränderungsdruck durch Unvorhergesehenes verursacht.

Niemand kann sich sicher sein, dass morgen gilt, was heute selbstverständlich ist. Der scheinbar sichere Arbeitsplatz kann morgen obsolet sein. Die Unternehmensstrategie von heute kann bereits morgen veraltet sein. Das bedeutet, dass wir uns auf andauernde Veränderungen einstellen müssen – als Personen, als Mitarbeitende in Unternehmen, als Führungskräfte in Wirtschaft und Gesellschaft sowie als Unternehmer.

Wir können die Globalisierung im Wesentlichen nicht rückgängig machen. Wir können Digitalisierung nicht verhindern. Und wir können insbesondere von außen auftretende Faktoren wie Pandemie, Katastrophen und Krieg weder vorhersehen noch verhindern. Der Gedanke, früher sei alles leichter und besser gewesen, erweist sich erstens als nicht richtig und nutzt zweitens nicht dazu, Lösungen für Anstehendes zu finden. Mit Jammern über die Zustände und nostalgischer Rückschau verschwenden wir lediglich Energie, die besser eingesetzt wäre für lösungsorientiertes Denken und anschließendes beherztes Handeln.

Flüchtigkeit führt dazu, das momentan gültiges Innerhalb kürzester Zeit durch andere Ansätze ersetzt werden muss. Unsicherheit entsteht vor allem durch Informationsdefizite und fehlendes Know-how. Komplexität ergibt sich durch immer stärker verschachtelte wechselseitige Abhängigkeiten. Mehrdeutigkeit zeigt uns auf, dass wir auf spezifische Fragen oftmals eine Vielzahl möglicher Antworten identifizieren können. Aus einer bestimmten Situation lässt sich oft nicht ableiten, welche Bedeutung sie für uns hat.

Alle vier Faktoren lassen sich ausschließlich damit behandeln, dass wir Neues erlernen, unser Know-how erweitern, durch mehr Wissen besser einschätzen können, wie wir handeln sollten.Dabei reicht es nicht aus, dass die Unternehmensführung dazu lernt, während Mitarbeitende auf einem Status quo des Wissens und Erfahrung stehen bleiben. Dies würde dazu führen, dass sie gar nicht in der Lage sind, den Überlegungen und Strategien der Unternehmensleitung zu folgen.

Daher ist es von essentieller Bedeutung, dass Wissenserwerb und Weiterbildung auf allen Ebenen des Unternehmens stattfinden und aufeinander abgestimmt sind. Nur so können wir heute und in Zukunft die Herausforderungen meistern.

Vorteile von Weiterbildung für Mitarbeitende

Verbesserung der Employability

Viele Menschen fragen sich, ob sie in Zukunft überhaupt noch in der Lage sein werden, einen Arbeitsplatz zu finden, sollte der bestehende Arbeitsplatz wegfallen. Sie haben in der Vergangenheit eine Schulbildung durchlaufen, eine Ausbildung absolviert, und verfügen über eine reichhaltige Berufserfahrung. Die Angst, dass all das Wissen und Know-how, das sie bislang erworben haben, nicht mehr ausreicht, um in Zukunft weiterhin beschäftigt zu sein, treibt diese Menschen um. Die Sorgen um ihre Zukunft beherrschen ihr Leben.

Der Weg aus der bedrohlichen Situation
des ins Hintertreffen Geratens
besteht in zielgerichteter Weiterbildung.

Zielgerichtet bedeutet, dass Wissenserwerb und das Erlernen neuer Skills darauf ausgerichtet sind, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten in naher und mittlerer Zukunft am Arbeitsmarkt beziehungsweise in der momentanen Position benötigt werden. Auf die Relevanz bezüglich der Abdeckung momentaner Herausforderungen oder der zukünftigen Bedarfe kommt es an.

Für abhängig Beschäftigte gilt die Employability, also die Beschäftigungsfähigkeit, zu den wichtigsten Antreibern, dass sie sich weiterbilden.

Anerkennung und Wertschätzung

Mitarbeitende, die eine aktive Bereitschaft zur Weiterbildung zeigen, erfahren mehr Anerkennung und Wertschätzung sowohl im Kollegenkreis als auch bei Vorgesetzten. Dabei geht es nicht darum, ständig neue Weiterbildungen zu fordern, sondern vielmehr darum, den unmittelbar Vorgesetzten sowie der Abteilung Personalentwicklung das Interesse an relevanten Weiterbildungen zu signalisieren.

Werden den Mitarbeitern vom Arbeitgeber berufliche Weiterbildungen angeboten, werden sie ernsthaft und mit Engagement absolviert. Anschließend werden die vermittelten Kenntnisse aktiv im Berufseinsatz in den Ablauf integriert. Auf diese Weise entsteht eine positive Spirale, denn es wird gesehen, dass die absolvierten Weiterbildungen nicht verpuffen, sondern eine praktische Auswirkung auf die Arbeit der Weiterbildungs-Absolventen zeigen. Die Bereitschaft des Unternehmens, diese Mitarbeitenden weiterhin mit Weiterbildungen zu fördern, steigt dadurch signifikant.

Auch berufliche Weiterbildungen, die von den Mitarbeitenden in Eigenregie ausgewählt und absolviert werden, sind für die Unternehmen ein starkes Zeichen von Engagement und Einsatzwillen des Mitarbeitenden. Die Mitarbeitenden haben damit auch die Möglichkeit, sich auf Feldern weiterzubilden, die Sie besonders interessieren. Dadurch können Sie die Richtung des beruflichen Einsatzes beeinflussen. Auch dieses eigene Engagement steigert Anerkennung und Wertschätzung beim Arbeitgeber.

Einkommenssicherung

Wie schon weiter oben beschrieben, sinkt die Beschäftigungsfähigkeit von Personen in Unternehmen nach und nach, wenn sie sich nicht weiterbilden. Das hat dann zur Folge, dass die Gehälter tendenziell eher sinken. Auf jeden Fall ist heute ohne die Bereitschaft zur Weiterbildung im beruflichen Bereich eine Gehaltssteigerung mehr als unwahrscheinlich.

Besonders auf mittlere und lange Sicht haben weiterbildungsaffine Mitarbeitende eine deutlich erhöhte Chance, ihren Arbeitsplatz und somit ihr Einkommen dauerhaft zu sichern. Mitläufer dagegen und Personen, die angebotenen Weiterbildungen kritisch entgegenstehen, werden im Zweifel viel eher ausgesiebt und verlieren somit viel eher ihre Arbeitsstelle. Dieser Zusammenhang wird sich in der nächsten Zeit noch verstärken, weil immer mehr Betriebe die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen voraussetzen.

Karriere-Entwicklung

Die aktive Bereitschaft zur beruflichen Weiterbildung korreliert unmittelbar mit der Bereitschaft des Unternehmens diese Mitarbeitenden zu fördern und ihnen mehr Verantwortung anzuvertrauen. Mitarbeitende können mit der bewussten Auswahl von Weiterbildungen die Richtung ihrer Karriere beeinflussen und gleichzeitig beschleunigen.

Personen, die sich im Unternehmen weiterentwickeln möchten, und die offen sind für neue, anspruchsvollere Aufgaben, sollten darüber mit ihrem Vorgesetzten in regelmäßigen Abständen Gespräche führen. In diesen Gesprächen kann dann geklärt werden, welche spezifischen Weiterbildungsmaßnahmen der Karriere besonders förderlich sind.

Der aktive Austausch der Mitarbeitenden mit den ihnen vorgesetzten Personen darüber stellt sich als überaus wertvoll dar. Eine kritische oder ablehnende Einstellung von Vorgesetzten kommt immer seltener vor, weil die Einsicht immer mehr Raum nimmt, dass Weiterbildung für das Bestehen des Unternehmens essentiell ist.

Sicherheit

Wie weiter oben bereits angesprochen, dient die aktive Bereitschaft zur Weiterbildung der individuellen Einkommenssicherung. Doch das ist noch längst nicht alles. Schließlich besteht Sicherheit nicht ausschließlich in der Gewissheit, dass der nächste Gehaltscheck kommt.
Zur persönlichen Sicherheit gehören auch weitere Aspekte wie:

    • Status aufgrund des Berufs oder der Arbeitsstelle
    • das Erleben von Selbstwirksamkeit
    • Anerkennung und Wertschätzung durch andere
    • tendenzielle Vorhersehbarkeit der näheren Zukunft
    • Zukunftsperspektiven und Zuversicht

Selbstverständlich haben diese Aspekte mit Kenntnissen und Zuverlässigkeit zu tun. Offenheit und Sympathie spielen auch eine Rolle. Doch weit mehr als früher die berufliche Weiterbildung auch einer Steigerung der genannten Aspekte. Wie schon immer werden besonders auch heute engagierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bevorzugt und genießen damit auch eine höhere berufliche Sicherheit.

Vorteile von Weiterbildung für die Wirtschaft

Kostensenkung beim Recruiting durch Weiterbildung

Personalverantwortliche, die sicherstellen müssen, dass das benötigte Know-how und die Innovationsfähigkeit im Unternehmen bereitstehen, stehen häufig vor der Aufgabe, dies neu zu beschaffen. Dafür stehen Ihnen zwei Instrumente zur Verfügung: Weiterbildung des vorhandenen Personals oder Einstellung neuer Mitarbeiter.

Insoweit die primäre Intention das Beschaffen von Know-how darstellt und nicht oder erst in zweiter Linie die Erweiterung der Menge an Arbeitskraft, sollten passende bereits vorhandene Mitarbeitende weitergebildet werden mit dem Ziel, das noch fehlende Know-how zu erwerben und im Unternehmen einzusetzen. In fast allen Fällen ist dies deutlich günstiger als die Beschaffung des Know-hows durch die Neueinstellung von Arbeitskräften.

Der unmittelbare Kostenvorteil ist jedoch nicht der einzige. Auch weitere Kosten der Beschäftigung werden mittelfristig gesenkt, weil durch Weiterbildung die Personalbindung steigt, während gleichzeitig die Fluktuation und auch der Krankenstand tendenziell sinken.

Höhere Attraktivität des Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt

Unternehmen mit einer aktiven Personalentwicklungsstrategie und damit verbunden hoher Bereitschaft, Mitarbeitende weiterzubilden, werden auf dem Arbeitsmarkt als deutlich attraktiver empfunden als andere Unternehmen, die hier eine nur durchschnittliche Aktivität aufzeigen. Auf Arbeitsstellen-Plattformen wie Kununu und anderen lässt sich das gut nachvollziehen.

Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels stellt sich heraus, dass potentielle neue Mitarbeiter lieber dort anheuern, wo man sich mehr um sie und ihre Karriere kümmert. Aktive und ehemalige Mitarbeitende schreiben regelmäßig in den Jobportalen über die Weiterbildungsaffinität der Unternehmen.

Im Personalmarketing gilt dieser Faktor mittlerweile als der wichtigste Erfolgshebel. Daher haben es Personalentwickler so viel leichter, im Wettbewerb um die besten auf dem Arbeitsmarkt die Nase vorn zu haben.

Stärkung der Unternehmensentwicklung

Die Möglichkeiten der Unternehmensentwicklung haben unmittelbar auch mit der Weiterbildungsstrategie zu tun. Je besser es gelingt, beides miteinander zu verzahnen, desto eher wird es gelingen, auch anspruchsvolle Strategien umzusetzen. Schließlich bildet das Know-how gepaart mit der Erfahrung der Mitarbeitenden erst die Möglichkeit, die vielen Herausforderungen, die sich durch die Strategie ergeben, anzunehmen, zu bearbeiten und zum Erfolg zu führen.

Dass der Wettbewerb nicht schläft, sondern die Bedeutung der beruflichen Weiterbildung in Unternehmen auch erkennt, bedeutet, das durch unzureichende Weiterbildungsmaßnahmen im Unternehmen jetzt schon signifikante Wettbewerbsnachteile entstehen. Nach unserer Erfahrung im deutschsprachigen Raum werden bei der Mehrzahl der Unternehmen erhöhte Weiterbildungsaktivitäten benötigt.

Wettbewerbs-Vorteile aufgrund eines Know-how-Vorsprungs

Es liegt auf der Hand, das je mehr Know-how und je mehr Erfahrung im Unternehmen vorhanden ist, das Unternehmen eher in der Lage ist, innovative Produkte und Dienstleistungen den Käufermarkt anzubieten. Damit ist klar, dass ein Mehr an Know-how dafür sorgt, dass das Unternehmen bessere Leistungen anbietet und damit ein Wettbewerbsvorteil entsteht.

Und weil die Erhöhung des vorhandenen Know-hows in erster Linie mit beruflicher Weiterbildung erzeugt wird, stellt Weiterbildung den größten Erfolgshebel für Unternehmen dar. Das gilt nicht nur für den kurzfristigen Erfolg, das gilt besonders auch für die Zukunftssicherung des Unternehmens.

Identifizierung des Bildungsbedarfs

Es ist selbstverständlich, dass berufliche Weiterbildung sehr speziell und zielgerichtet eingesetzt werden muss, damit sie den ROI erzeugen kann, den wir uns erhoffen. Eine gute Planung ist deswegen Voraussetzung.

  • Jede Weiterbildungsmaßnahme muss auf die Unternehmensstrategie und die daraus abgeleiteten Ziele einzahlen.
  • Es gilt, im gesamten Unternehmen festzustellen, welche Talente, Fertigkeiten, Fähigkeiten und weitere Skills benötigt werden.
  • Anschließend erfolgt ein Abgleich zwischen dem Soll und dem tatsächlichen Status quo.
  • Erst danach kann beurteilt werden, in welcher Reihenfolge und mit welcher Priorität die vorhandenen Defizite kompensiert werden sollen. Hier ist auch der Punkt, an dem sich herausstellt, ob Weiterbildung oder Neueinstellung von Mitarbeitenden die bessere Wahl darstellt.
  • Den größten Effekt erreicht mitarbeiter-individuelle Weiterbildung. Das Gießkannenprinzip funktioniert in aller Regel nicht.
  • Häufig liegt der erste Weiterbildungsbedarf darin, die Mitarbeitenden zur Weiterbildung zu ermutigen und zu motivieren. Das gilt insbesondere für ältere oder langjährige Mitarbeitende.
  • Weiterbildungscontrolling ist unverzichtbar, um im laufenden Betrieb Anpassungen vornehmen zu können.
  • Die laufende Identifizierung des Weiterbildungsbedarfs und seine Anpassungen bilden eine Aufgabe, die nie vollständig abgeschlossen ist und regelmäßig wiederholt werden muss. Erst dieser Loop garantiert den dauerhaften Erfolg.
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