Der Einstieg in ein neues Projekt ist eine spannende Phase – und eine besonders kritische. Nachdem in einem ersten Gespräch mit der Geschäftsführung die Zieldefinition erfolgt ist (wie wir es in unserem Beitrag „Erfolgreicher Projektstart als Interim Manager oder Unternehmensberater – So gelingt es“ beschrieben haben), folgt ein ebenso wichtiger Schritt: das persönliche Kennenlernen der Menschen vor Ort.
In diesem Artikel erfährst du, warum dieser Schritt entscheidend ist, wie du ihn erfolgreich gestaltest und welche Fallstricke du unbedingt vermeiden solltest.
Das Video zum Thema „Im Interim Projekt die Stakeholder kennenlernen“ gibt es hier:
1. Nicht warten, sondern starten: Proaktives Vorstellen ist Pflicht
Gerade als Interim Manager oder Unternehmensberater, der neu in ein Unternehmen einsteigt, darfst du nicht darauf warten, dass dir jemand die Kontakte herstellt oder dich an alle relevanten Stellen einführt.
Eigeninitiative ist gefragt.
Auch wenn du bereits offiziell angekündigt wurdest – stelle dich dennoch persönlich bei den Mitarbeitern vor:
- In der Abteilung, in der du tätig bist
- Bei angrenzenden Schnittstellenabteilungen
- Im Führungskreis
Wichtig dabei ist: Erkläre kurz und verständlich, wer du bist, welche Rolle du hast und welches Ziel du verfolgst.
Das schafft Vertrauen und Klarheit.
Praxisbeispiel:
In einem großen Industrieunternehmen, in dem ich als Interim Managerin startete, wusste die Hälfte der Belegschaft nicht genau, wer ich war und warum ich da war – obwohl es eine offizielle Ankündigung per E-Mail gab. Erst durch meine persönlichen Vorstellungsrunden in den Abteilungen entstand echtes Verständnis und Akzeptanz für meine Aufgaben.
2. Gespräche führen: Verstehen, was wirklich los ist
Bei deinen Vorstellungsrunden geht es nicht nur um einen kurzen Gruß – es geht darum, die Perspektive der einzelnen Mitarbeiter kennenzulernen.
Fragen stellen ist das A und O.
Hier ein paar bewährte Gesprächsfragen:
- Welche Aufgaben liegen derzeit an?
- Wo gibt es aktuell besondere Herausforderungen?
- Wie läuft die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen?
- Was läuft besonders gut?
Durch solche Fragen bekommst du einen realistischen Einblick in die Stimmung, die Abläufe und die internen Probleme – oftmals viel früher und direkter, als es offizielle Dokumente oder Meetings ermöglichen würden.
Wichtig: Auch positives Feedback abfragen! Wo es gut läuft, da kannst du bestehende Stärken gezielt nutzen und fördern.
3. Ein konkretes Praxisbeispiel: Prioritäten erkennen und handeln
Ein besonders lehrreiches Beispiel aus der Praxis zeigt, wie wichtig diese Vorgehensweise ist:
▶ In einem Unternehmen, in dem ich tätig war, wartete der Vertrieb wochenlang auf die Freigabe von Verträgen durch die Steuerabteilung. Der interne Prozess sah vor, dass der Head of Tax alle Verträge auf steuerliche Aspekte prüfte – allerdings hatte sich ein massiver Rückstau gebildet.
Für den Vertrieb war das ein echtes Problem: Ohne Freigabe konnten sie mit den Kunden nicht weiterarbeiten.
Was habe ich gemacht?
- Ich habe mich proaktiv in einer Vertriebs-Teambesprechung vorgestellt.
- Ich habe gezielt gefragt, was genau benötigt wird, wo die größten Engpässe liegen und welche Erwartungen sie an die Zusammenarbeit mit mir haben.
- Anschließend habe ich meine Arbeit so organisiert, dass die Vertragsfreigaben Priorität 1 hatten: Mindestens zweimal pro Woche wurden alle vorliegenden Verträge geprüft und freigegeben.
Ergebnis:
- Der Rückstau wurde zügig abgebaut.
- Die Vertriebsmannschaft konnte wieder effizient arbeiten.
- Es entstand schnell ein Vertrauensverhältnis.
Darüber hinaus ergab sich ein weiteres Projekt: Gemeinsam mit den Teams optimierten wir den gesamten Freigabeprozess. Danach liefen die Abläufe deutlich effizienter und alle Beteiligten waren zufriedener.
4. Das Wichtigste zuerst: Prioritäten setzen
Gerade in der Anfangszeit gilt: Tue, was am dringendsten gebraucht wird.
Nicht alles kann gleichzeitig erledigt werden. Aber mit klarem Fokus auf die Hauptprobleme, die das Unternehmen akut ausbremsen, setzt du früh ein starkes Zeichen.
Eine strukturierte Vorgehensweise könnte so aussehen:
- Sofort die wichtigsten Engpässe erkennen (z.B. durch Gespräche)
- Schnelle Lösungen für die größten Blockaden anbieten
- Danach nachhaltige Prozessverbesserungen anstoßen
Dieses Vorgehen wird nicht nur deine Akzeptanz im Unternehmen massiv stärken, sondern auch deine Effektivität als Interim Manager oder Berater unter Beweis stellen.
5. Zusammenfassung: So gelingt der Einstieg ins Team
Nach deinem Projektstart solltest du…
✅ proaktiv auf die Menschen zugehen,
✅ persönliche Gespräche führen und gezielt Fragen stellen,
✅ die größten Herausforderungen schnell identifizieren,
✅ erste konkrete Verbesserungen sichtbar umsetzen,
✅ und dir so Respekt und Vertrauen aufbauen.
Mit dieser Haltung positionierst du dich nicht als „externer Berater“, sondern als echter Partner auf Augenhöhe – und genau das ist oft der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg.
6. Dein nächster Schritt
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du als Interim Manager oder Unternehmensberater von Anfang an überzeugst, dann sieh dir auch unseren umfassenden Leitfaden für einen erfolgreichen Projektstart an. „Erfolgreicher Projektstart als Interim Manager oder Unternehmensberater – So gelingt es“ 🚀
- Wie strukturierst du deinen Projektstart?
- Welche Fragen hast du noch dazu?
- Oder hast du als Auftraggeber Fragen, wie du dazu beitragen kannst, dass das Mandat ein voller Erfolg wird?
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